Meine Reise nach Sri Lanka sollte kein Traum mehr sein

Täglich musste ich mich zwicken, um zu realisieren, dass ich das alles wirklich erlebe, dieses schöne ferne, warme, tropische Land und seine atemberaubende Landschaft, die vielen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und so unendlich viele ergreifende Momente, das alles zusammen mit Bhante Punnarathana, den vielen anderen Mönchen und Leuten zu erleben, begleitet von so vielen sanftmütigen und friedsamen buddhistischen Eindrücken, die herzliche Begegnung und Gastfreundschaft aller Menschen, die uns begegnet sind, das Kennenlernen meines Patenkindes Kavindhya, die Nähe zu Land, Leuten und Tieren und die gemeinsamen schönen und fröhlichen Tage mit der tollen Reisegruppe (die angenehmer nicht hätte sein können!) ließen mich manchmal kaum glauben, dass ich das alles wirklich erlebe. Ich hatte eine traumhafte, fantastische und sehr beeindruckende Zeit und bin sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe, diese Reise zu machen.

Zu meinen ganz persönlichen Highlights gehörten das rührende Kennenlernen meines Patenkindes Kavindaya, der stille Spaziergang mit Bhante und dem Rest der Reisegruppe in Tanthirimale, der frühe Morgen am Bodhi-Baum und anschliessende Besuch des großen Tempels, das für mich sehr bewegende Zusammentreffen mit den nierenkranken Männern, die herzergreifenden Kindergartenbesuche und natürlich die Elefanten, die mich noch mehr als erwartet völlig in ihren Bann gezogen haben und womit für mich ein riesengroßer Traum in Erfüllung gegangen ist. Auch alle anderen Ereignisse, Menschen und Landschaften haben mich sehr beeindruckt. Vieles ging mir sehr nahe und hat mich sehr bewegt. Definitiv hat die Reise mein Leben bereichert und mich auf positive Weise verändert. Danke Bhante, danke Karuna Samadhi, danke liebe Mitreisende, danke Sri Lanka! Ich werde wieder kommen 😉

Alles war sehr aufregend. Ich wusste gar nicht, was mich erwartet. Völlig beeindruckt von der Begrüßungszeremonie und den vielen weiß gekleideten Kindern, die uns an diesem besonderen Tag und diesem besonderen Ort erwarteten habe ich „zufällig“ (ich weiß Zufälle gibt es nicht) MEIN Patenkind Kavindaya erkannt. Das Foto, das ich von ihr habe ist schon mindestens 4 Jahre alt und doch habe ich sie zwischen all den Kindern sofort erkannt. Das alleine war schon ein kleines „Wunder“ für mich. Auf dem Weg zum Tempel dann drehe ich mich um und stelle fest, sie läuft neben mir, wieder so ein „Zufall“. Sie ist eine hübsche zwischenzeitlich junge Frau, extrem schüchtern und verlegen, aber auch sehr klug, denn Ihr Englisch-Lehrer berichtet mir persönlich, dass sie Klassenbeste sei. Ich spüre wie stolz ich bin – auf sie, das singhalesische bislang fremde Mädchen, das sich durch meine Unterstützung weiterbilden kann. Was für ein gutes Gefühl! In diesem Moment sehne ich mich schier danach, diesem Mädchen noch viel mehr zu ermöglichen. Obwohl ich sie nicht kenne, liegt sie mir plötzlich sehr am Herzen. Ihre Mutter hat mich zu ihr nachhause eingeladen. Ich war offen gestanden erst etwas „schockiert“, denn ich war unsicher, wie ich mich verhalten soll, damit ich auch nichts falsch mache.

Wenig später finde ich mich also in dem Bungalow wieder, der von außen prächtig erscheint, innen zwar spärlich eingerichtet, aber doch heimelig und warm wirkt. Ich lernte die ganze Familie kennen, Vater, Bruder, Oma, Opa und Tante. Ich „darf“ mich als Einzige setzen und kriege eine Limonade - alle anderen stehen vor mir und starren mich lächelnd verlegen an, als wäre ich ein „hoher Staatsbesuch“. Die Mutter sprach nur wenig Englisch, der Rest der Familie gar nicht. Ich fühlte mich offen gestanden etwas unwohl, dennoch versuchte ich mit Händen und Füßen die Kommunikation aufrecht zu erhalten, erzählte über mich, meine Familie und mein Leben in „Germany“. Ich weiß nicht, ob sie mich verstanden, sie taten zumindest so :-). Kavindaya traute sich kaum etwas zu sagen, ich bat sie, sich neben mich zu setzen, was sie später auch tat, so dass die Atmosphäre auf mich nicht mehr ganz so angespannt wirkte. Mein Herz war voller Emotionen, ich konnte kaum fassen, dass ich da saß, in Sri Lanka, in dem Haus meines Patenkindes zusammen mit ihrer ganzen Familie .. unfassbar .. ich nahm mir fest vor, alle Emotionen aufzusaugen und diesen unvergesslichen Moment einfach zu genießen. Kavindaya schenkte mir ein Armband, welches sie mir selbst an mein rechtes Armgelenk anlegte. Ich war verblüfft und gleichzeitig so gerührt, dass ich sie direkt in die Arme schloss und fest an mich drückte, ihr zigMal „good Luck“ wünschte und ihr sagte, wie stolz ich auf sie bin. Daraufhin schnappte mich ihre Mutter und drückte mich ganz fest an sich und sagte „thank you, thank you Madam, thank you Germany, very good person you are“ .. ich muss an dieser Stelle nicht betonen, wie enorm nahe mir das ging. Ich war den Tränen nahe. Nachdem wir einige Fotos zur Erinnerung an diesen schönen Moment machten, war es auch schon Zeit uns zu verabschieden. Ich verneigte mich vor allen einzeln mit „Ayubowan“. Die Oma hielt meine Hand ganz fest und ihr Blick bohrte sich direkt in mein Herz, gefüllt von Mitgefühl, Dankbarkeit, Herzlichkeit und Bewunderung. Ich werde diesen Blick, diese Augen niemals vergessen. Ich zitterte zwischenzeitlich am ganzen Körper vor Rührung und Demut und kämpfte erneut mit den Tränen der Rührung. Plötzlich fiel Kavindaya vor mir auf den Boden (Bhante hatte uns beim Treffen im Dezember schon darauf vorbereitet, dass dies hier ein Ritual des Demuts und der Dankbarkeit sei), aber wie sich das tatsächlich anfühlt, darauf kann man niemanden vorbereiten. Es ist mir auch heute noch unmöglich, in Worte zu fassen, wie bewegt ich in diesem Moment war. Der Bruder tat ihr gleich. Spätestens ab jetzt stand ich irgendwie neben mir, fast in tranceähnlichem Schwebezustand fuhr der Vater uns mit dem Tuk-Tuk zurück in den Tempel.

Ich erinnere mich, dass ich nicht wirklich im Stande war, den Mitreisenden bis auf ein paar Bruchteile zu berichten, was mir widerfahren war. Ich bin so unendlich froh und dankbar für diese Begegnung, für die Chance so etwas zu erleben. Ich bin stolz auf dieses mir bis vor kurzem noch völlig fremde Mädchen, das durch mich und künftig mit mir ganz sicher ihren Weg finden wird. Und natürlich bin ich auch stolz auf mich, dass ich mich für diese Patenschaft und diese Reise entschieden habe und mir selbst dieses Erlebnis zum Geschenk gemacht habe. Ich werde von nun an mit Kavindaya im Kontakt bleiben und ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja auch schon ganz bald wieder:-).

von Hedda S.